Guter Rat ist teuer. Die Situation wegen der Corona Pandemie hat
sich in den letzten Tagen nicht nur in Berlin dramatisch schnell
entwickelt und zugespitzt. Es hat von staatlicher Seite bisher noch
nicht dagewesene Eingriffe in unser persönliches und gesellschaftliches
Leben gegeben. Und das Gastgewerbe ist dabei besonders betroffen und
damit existentiell viele tausend Mitarbeitende!
Das Coronavirus hat uns irgendwie doch auf dem falschen Fuß erwischt.
Unser Vorstellungsvermögen und unsere Lebenserfahrung helfen nicht
weiter. So etwas hat es einfach noch nicht gegeben. Es besteht die
Gefahr, dass wir die Balance verlieren und zu Fall kommen. Verdrängung
und Bagatellisierung sind kein guter Ratgeber und Panik erst recht
nicht.
Für viele ist die Situation nicht nur gesundheitlich, sondern auch
wirtschaftlich bedrohlich. Gäste bleiben aus, Veranstaltungen werden
abgesagt, Schließungen sind verfügt oder drohen. Gesundheit ist wichtig,
aber was bedeutet das für unser Unternehmen, auch für die
Arbeitsplätze? Guter Rat ist gefragt!
Am letzten Dienstagabend habe ich im Berliner Dom über einen Satz aus
der Bibel gesprochen, den ich in unserer Situation für sehr hilfreich
halte. Paulus schreibt an seinen Mitarbeiter Timotheus, der in einer
komplizierten Lage Verantwortung übernehmen soll. Ratschläge wie „Keine
Bange!“ „Wird schon werden!“, „Pass auf!“ oder „Kopf hoch“ bringen
wenig. Der Satz „Alles gut“, der nie wahr ist, bleibt jetzt erst recht
im Munde stecken. Hilfreich ist eine andere Perspektive.
Paulus erinnert in dieser Situation an etwas, das Gott tut:
„Gott hat uns nicht gegeben den Geist der Furcht, sondern der Kraft, der Liebe und der Besonnenheit.“
Es geht um eine Ressourcenerweiterung. Um Gottes Gaben, die jedem und jeder zur Verfügung stehen.
Als erstes: Kein Grund zur Panik. Hier wird Gottvertrauen praktisch,
das mehr ist als „in der Not anfangen zu beten“. Was tut Gott? Er
begabt.
In schwierigen Situationen zeigt sich, wie Gottes tröstender Geist
beflügeln und zu kreativen Problemlösungen helfen kann. Gott gibt uns
den Geist „der Kraft, der Liebe und der Besonnenheit!“ Kraft ist das
zweite, was wir brauchen. Das Problem ist da und wir können widerstehen!
Nicht Lähmung, nicht Resignation, nicht Angstmache oder Verzweiflung
bestimmen uns, sondern die Kraft hinzusehen und anzupacken, wo es nötig
und sinnvoll ist.
Liebe. Brauchen wir jetzt wirklich Liebe? Ja, Gottes Geist hilft uns,
aufzublicken und andere und anderes wahr zu nehmen. Dadurch brechen wir
aus der Gefangenschaft des Blickes nur auf uns selbst aus. Das tut gut.
Liebe hilft, das Notwenige zu tun und das jetzt Überflüssige zu lassen.
Liebe ist das umfassendere Wort für Solidarität, auf das auch viele
Politiker in den letzten Tagen zu Recht hingewiesen haben. Liebe ist
tatkräftig. Das wird gebraucht. Aber bitte keine Action um jeden Preis.
Können leere Hotelzimmer nicht alternativ genutzt werden, z.B. für
betroffene Infizierte oder für andere Risikogruppen wie obdachlose
Menschen? Oder können Restaurants einen Lieferservice aufbauen für
Menschen, die sich nicht selbst versorgen können?
Deshalb gibt Gottes Geist auch Besonnenheit. Weder Hektik noch Furcht
noch Leichtsinn helfen uns, diese schwierige Situation zu bewältigen.
Zuhören können, nicht Überreagieren, aber Handeln mit Augenmaß. Nicht
die Energie mit Schuldvorwürfen, Selbstinszenierungen oder „Hätte,
könnte, müsste, sollte“- Träumen verbringen. Bereit sein zur
Flexibilität. Gemeinsam Lösungen suchen. Dazu benötigt man manchmal auch
etwas Abstand zu sich selbst. Das ist die beste Voraussetzung, jetzt
das Richtige zu tun. Dazu möchte ich Sie ermutigen.
Dieser gute Rat ist nicht teuer. Er will nur befolgt werden. Noch
einmal: Er steht jedem und jeder offen. Wer das Vertrauen auf Gott
‚riskiert‘ ist nur ein Gebet weit entfernt:
„HERR, ich bitte Dich für mich und alle Betroffenen um diesen Geist, den Geist der Kraft, der Liebe und der Besonnenheit.“
Gerne
hat das Team der Gasthausmission ein offenes Ohr für Sie und nimmt sich
Zeit für Ihre Anliegen und Fragen. Wir sind am besten erreichbar unter kontakt@gasthausmission.de und melden uns dann bei Ihnen.
Bleiben Sie behütet!
Hans-Georg Filker,
Pfarrer, Vorsitzender der Berliner Gasthausmission